Kulm
Hoch über der Stadt Saalburg liegt Kulm. Der Name bedeutet soviel wie Kuppe, Anhöhe. Tatsächlich bezeichnet er den höchsten Punkt im Territorium Saalburg. Kulm besitzt 124 Einwohner und erstreckt sich über ein 512,84 ha großes Gebiet.
Es gibt lediglich spärliche Informationen und Überlieferungen aus der Geschichte, doch diese stammen ausschließlich von kirchlichen Erzählungen.
1223 wurde das Gotteshaus gegründet, wie uns die noch erhaltene Weiheurkunde verrät. Obwohl die Kirche mit der größenteils erhaltenen Kirchhofsmauer,den schweren Fenstergittern und der ausgezeichnet erhaltenen eisenbeschlagenen Eingangstür sehr wehrhaft wirkt, handelt es sich doch nicht um eine Wehrkirche im eigentlichen Sinn.
Betreten wir durch die nur mit einem gewissen Kraftaufwand zu öffnende Tür das Innere der Kirche, so überrascht uns ein überaus farbiger und dabei eher streng wirkender Raum.
An Decke und Empore sind über vierzig Bilder gemalt. Zwischen ihnen erscheinen neben der üblichen Marmorierung und Bemalung des ganzen Holzwerkes eine große Zahl aus Holz gedrehter und geschnitzter Blüten. An der Decke des Haupthauses erscheinen je zwölf Bilder aus dem Alten und dem Neuen Testament.
Durch den Einbau einer Orgel gingen im vorigen Jahrhundert vier Bilder verloren. An der Decke des Chorhauses sind es noch einmal zwölf Bilder aus der Passionsgeschichte. In den Feldern der Emporenbrüstung finden wir die biblischen Bilder zu den einzelnen Festen des Kirchenjahres, ergänzt jeweils durch einen entsprechenden Bibeltext, der golden auf schwarzem Grund geschrieben ist.
Es lohnt sich auf jeden Fall, diese prunkvoll gestaltete und erhaltene Kirche zu besichtigen.
Kulmer Zeitstrahl
1223 Weihung der Kirche
1232 Ersterwähnung des Ortes Kulm, "Henricus zu Kulbe" deutscher Feudaladel, Flurnamen wie Gericht oder Herrenacker weisen auf ein Rittergut hin
1310 "Henricus zu Kuwe" wird in Urkunden erwähnt
1318 Friedrich von Culm (auch "von Mangelsdorf" genannt) hinterließ seinen gesamten Besitz dem "Zisterzienen Kloster zu heiligen Kreuz" (Herrschaft
Schleiz) z.B. die Wiese im Schottenteich und Gelänge an der Wegscheide
1325 ein halber Hof bestätigt an das Kloster (Herrschaft Schleiz)
1325 Hof von Hans Maier wurde der Abtei verpfändet (Ronneberger)
1357 Schenkung an das Kloster ein Bauerngut von "Hans von Kospoth" (Herrschaft Schleiz)
1408 die Wiese im Schottenteich und Gelänge an der Wegscheide tauschte das Kloster an Saalburger Nickel Steudener den Alten und Sohn gegen die Leite und Holz in der Nähe Klosters (Ronneberger)
15. Jh. Umbau, kleine giebelförmige überdeckte Blende außen an der Apsis und die 3 großen Spitzbogen-Fenster an der Südseite der Apsis des Chor
Rechteckes und des Langhauses (nach Osten hin)
1480 Altar, vermutlich aus der Filial Kirche Saalburg
1497 "Balthasar v. Kospoth zu Zollgrün" mit 2 Gütern zu Kulm belehnt (Herrschaft Schleiz)
Ende 15 Jh. Memorienbuch über Kulm von circa 1450-1530 (Ronneberger)
1507-1540 Kulmer Kirchenrechnungsbuch mit vielen Namen (Memorienbuch)
1510 "von Draxdorf" besitzen einen Hof in Culm (Herrschaft Schleiz)
1523 Kirche "St. Georg" zu Kulm wird evangelisch
1533 Visitationsprotokoll, Kulm, Wernsdorf, Raila nach Saalburg eingepfarrt sind. (Ronneberger)
1535 Söhne des Jobst von Kospoth zu Schilbach mit 6 Gütern belehnt (Herrschaft Schleiz)
1544 Vertrag Kulm-Gräfenwarth über Wechsel des Gottesdienstes
1554 Rechnungen des 16 Jh. mit Namen aufgeführt (siehe Ronneberger)
1559 "von Draxdorf" besitzen einen Hof in Culm (Herrschaft Schleiz)
1596 Bier durfte per Gesetz nur in Saalburg gekauft werden (Herrschaft Schleiz)
1596 Culm hatte 28 Herdstätten (Herrschaft Schleiz S.38)
1603 Auf Geheiß Heinrich Posthumus Inventarisierung der Urkunden. Einlagerung ins Geraer Regierungsarchiv (fehlen heute)
Erwähnung Urkunde und kleine Stoffreste wo sich wahrscheinlich die Reliquien befanden (Ronneberger)
1618-1648 30jähriger Krieg-sehr gelitten (Brückner)
1619 Rudolpho Nestvogel (Saalburg) erschoss unversehens den Hans Köhler (27 Jahre) mit einer Muskete als man fremdes Kriegsvolk durchführte (Tobias 800 Buch)
1621 Vergrößerung der Kirche mit einem Vorbau, dadurch wurde die bisher hölzerne Tür über die Jahrhunderte geschützt (Brückner)
1627/28 Umbau der Kirche, Jahreszahl an der Emporen-Pfosten im Chor, Deckenmalereien wurden angebracht.
1640 Pfarrer von Saalburg wohnt eine Zeitlang in Kulm nach dem Brand in Saalburg welcher durch den Angriff der Schweden verursacht wurde
15.Juni 1640 nach Schwedenangriff wurde der Kulmer Junge, Johannes Hellmuth Sohn des Schulmeisters, tot im Backofen gefunden (Tobias 800 Buch)
1648 Culm hatte 30 Haushaltungen und 80 erwachsene Personen 133 Rinder, 30 Zuchtochsen, 248 Schafe (Kopie Tobias)
17. Juni 1662 auf Bärenjagt zog ein Bär den Nikol Zieger die Haut vom Hinterkopf (Tobias 800 Buch)
1684 Taufstein gestiftet der Familie Nikol und Margarethe Eltzschner aus Wernsdorf
1686 Krone wird gestiftet von Bürgern, Deckel gestiftet von Paul Zieger
1699 Umbau der Kirche, Jahreszahl über der Tür des hölzernen Vorbaus an der Südseite nach Westen hin
17 Jh. Altar erhält Mittelaufsatz
05. Nov 1756 ein Galanteriehändler (Schmuck- und Parfümhändler) erstach einen Deserteur im Kulmer Wirtshaus im Streit (Tobias 800 Buch)
Bis 1758 Schulbesuch von Wernsdorf in Kulm
29.Juni 1762 preußische Husaren haben ohne widerrede 80 Scheffel Hafer oder Geld verlangt und bekamen 130 Taler (Tobias 800 Buch)
1766 Eisenhändler G. Schubert baut "Glücktahler Hammer" (Stahlhammer, Frischeisen) (Brückner)
1778 bei Reparaturarbeiten im Altar gefundene Kapsel mit Reliquien (Brückner)
18. Jh. Deckenmalereien
Okt. 1806 Kulm sehr gelitten, da zum Teilen die Armee von Napoleon (ein Bataillon) vor Kulm lag (Brückner)
1812 Die Orgel wurde von Herrn Aumüller aus Hof erweitert und umgebaut. Sie befand sich vorher unter der Treppe in der Apsis. Dafür mussten 4 Bilder aus
der Decke entnommen werden. Diese sind bis dato nicht mehr vorhanden. Der Blasebalg wurde manuell betrieben.
1836 unter J.G. Weißker ging der "Glückthaler Hammer" ein
18.07.1839 Blitzeinschlag circa gegen 20 Uhr (Brückner) (Kirchen Galerie)
1841 vergoldeter Knopf und Fahne mit Urkunden (Brückner)
1843 Kulm hat 38 Wohnhäuser und 200 Einwohner 25 Schulkinder (Kirchen Galerie)
1848 K. Pfab kauft "Glückthaler Hammer"
1864 Einwohner 237 (Brückner)
1860 Restauration der Kirche, Jahreszahl am Triumphbogen, flache Decken aufgefrischt
1863 Sendung der Urkundekapsel nach Hohenleuben zur Altertumsforschenden Zettel mit dem Datum 16. November mit Archidiakones v. Saalburg Karl
Scharre, Schullehrer Bernhard Hauschild, Kirchenvorsteher Heinrich Hoppert (Ronneberger)
1871 Kulm hat 37 Wohnhäuser und 29 Scheunen, 233 Einwohner (Brückner)
13.11.1923 700 hundert Jahr Feier – keine große Veranstaltung laut Kirchenprotokoll
1925 188 Einwohner (Adressbuch 1925)
1925 neue große Bronzeglocke von Franz Schilling und Söhne aus Apolda, da sie im ersten Weltkrieg eingeschmolzen wurde
1927 Einwohner 189 (Unser Oberland, letzte Seite)
ci. 1935 Verwahrung der Urkunde (3,8 cm hoch, 14 lang) mit Siegel und der Beigaben in einer runden Holzkapsel in der Pfarrkirche Saalburg im Aktenstück A i 1
und eine weitere Kopie von 1798 von dem damaligen Kircheninspektors Johann Christoph Kloß (Ronneberger)
1954 Bepflanzung von 600 Fichten, Lärchen und Rotbuchen (Archiv Saalburg)
1960 Erneuerung der kleinen Glocke durch Franz Schilling und Söhne aus Apolda, da diese im zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurde
1965 Einbau des Gemeinderaumes, in der DDR wird der christliche Unterricht an den Schulen Ende der 1950er Jahre verboten. Zuvor waren die Kinder immer
abwechselnd in Kulm (Gasthaus Wolfram) Wernsdorf (Gasthof zur grünen Linde) und Raila (Gasthof). Nach Raila sind sie mit dem Bus über die Autobahn
gefahren.
1972/73 Renovierung vor der 750 Jahre Feier, Elektroheizungseinbau
Ab 1985 Restaurierung der Deckenmalereien von Maler Gerhard Seidel (1988), Freilegen alter übermalter Wandmalereien, vergoldeter Kirchturmknopf
(Zeitdokumente wie Tageszeitungen wurden in den Knopf gelegt) wurde erneuert, Hilfe von Kirchgemeinde Schwieberdingen
1997 Dach des Altarraums wurde neu gedeckt
31.10.1998 Elektrisches Geläut (Müller/Milesdorf), vorher immer von Hand aufgezogen und geläutet, Ziffernblatt handgemalt. Das Gebets- und Tagesläuten führte
man wieder ein.
2001 Erneuerung der Eingangsstufen
2006 Orgelrestaurierung (Rösel/Herscher/Saalfeld)
2008 Erneuerung der Untersitzheizung
2009 Altarrestaurierung
2010 Fensterrestaurierung
2016 neues Pflaster Kirchweg
2017 Fußboden Gemeinderaum
2010 Kirchenpolitische Veränderung – weg von Saalburg
2016/20 Mauerabdeckung erneuert
2023 800 Jahrfeier St. Georg zu Kulm